Ettlingen den 12.2.1997

 

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

 

nach einem kollegialen Telefonat mit „drohendem Unterton" sehe ich mich genötigt, dieses Schreiben aufzusetzen, um einem Kollegen-Mobbing vorzubeugen.

Warum ich am „Ärztestreik" vom 19.2.97 nicht teilnehme:

 

1. Die Organisatoren dieser Kampfmaßnahmen vernachlässigen die elementarsten demokratischen Grundregeln:

 

Auf welchen (nicht konspirativen) Versammlungen wurde über Form und Inhalt der Aktion(en) diskutiert, wie lauteten die Anträge und Abstimmungsergebnisse ?

 

Wann war die Streikvollversammlung, wann die Urabstimmung ? (Da muß ich wohl Urlaub gehabt haben, - hoffentlich habe ich mich gut erholt.)

 

Welches demokratische Mandat haben die Organisatoren ?

 

Leben wir vielleicht in einer Diktatur, daß Streiks nicht demokratisch organisiert werden können?

 

2. Unsere schärfte (und gefährlichste) Waffe: der Ärztestreik, sollte nicht in unverantwortlicher Spontimanier entwertet werden. ( Diagnose: Ejakulatio praecox )

 

3. Wie steht es um die Verantwortung der KV

 

Ist sie unsere demokratisch legitime Vertretung, dann soll sie auch den Kampf organisieren; fühlt sie sich dazu nicht in der Lage, soll sie Zurücktreten.

 

Hat uns nicht die KV mit Ihrer rückwärtsgerichteten Verzögerungs-Mauschel-Politik in dieses Dilemma geführt, indem sie einerseits verpflichtende Verträge (in unserem Namen) unterschrieben hat, um es dann „drauf ankommen zu lassen", statt rechtzeitig notwendige Maßnahmen zu ergreifen ? (Diagnose: Kunstfehler)

 

4. Wer sich mit Händen und Füßen gegen Einsparungen im Bereich unserer Verordnungen wehrt, muß auch erklären, von welchem Geld denn dann eine notwendige Aufstockung der Arzthonorare bezahlt werden soll.

 

 

Mit freundlich - kollegialen Grüßen

 

 

P.s.: meine Fensterscheiben sind versichert

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